Münster: Ugarit-Verlag, 1993. — 335 S. — (Abhandlungen zur Literatur Alt-Syrien-Palästinas 6).
Die vorliegende Arbeit stellt die erste umfassende epigraphische, inhaltliche und grammatische Untersuchung des Inschriftenkorpus von Zincirli dar. Dieses setzt sich zusammen aus einer phönizischen, drei samùlischen und einer Reihe von aramäischen Inschriften, die im Zuge der deutschen Ausgrabungen in Zincirli, dem antiken Y’DY/Samal, zwischen 1888 und 1902 gefunden wurden. Grundlage der Abhandlung ist eine eingehende neue Kollation aller Texte, die sich im Vorderasiatischen Museum von Berlin befinden.
Obwohl der Großteil der Inschriften von Zincirli bereits seit etwa 100 Jahren bekannt ist und wiederholt wissenschaftlich untersucht wurde, ist eine ganze Reihe von unterschiedlichen Problemen nach wie vor ungelöst. Dies liegt zum einen daran, daß der Erhaltungszustand gerade der längsten Inschriften sehr schlecht ist, zum anderen aber auch daran, daß die Inschriften bislang nach Dialektgrenzen getrennt und nicht zusammenschauend untersucht wurden.
Im Zentrum der vorliegenden Untersuchung stehen a) eine neue kritische Edition der Inschriften von Zincirli und b) eine vergleichende Grammatik der diesen Inschriften zugrundeliegenden nordwestsemitischen Dialekte. Die Untersuchung beruht auf der Voraussetzung, daß die Inschriften von Zincirli nicht nur in paläographischer und inhaltlicher Hinsicht eine Einheit darstellen, sondern daß sie über die Dialektgrenzen hinweg auch wesentliche sprachliche Gemeinsamkeiten aufweisen, die es stärker als bisher hervorzuheben gilt.
Die Inschrift auf der Stele von Ördek Burnu (12 km südlich von Zincirli) wurde in die vorliegende Arbeit nicht miteinbezogen, da sie a) schier unüberwindbare epigraphische Probleme aufwirft und da b) die ihr zugrundeliegende Sprache wahrscheinlich nicht semitisch ist (-* 11.4). Neue epigraphische Studien des Originals im Antikenmuseum von Istanbul, die ich leider nicht durchführen konnte, wären die Voraussetzung jeder weiteren Diskussion.
Ebenfalls unberücksichtigt bleibt die phönizische Inschrift von Hassan-Beyli (13 km westlich von Zincirli), da Hassan-Beyli in der Antike sicherlich nicht zum Stadtstaat Y’DY/Samal, sondern zum Königreich Que gehörte.