Springer-Verlag, 1966. — 160 S.
Die Wiedererschliessung dieser alten Schriften und Sprachen während des 19. und 20. Jahrhunderts gehört zu den hervorrag endsten Leistungen des menschlichen Geistes und steht neben den umwälzenden Errungenschaften von Naturwissenschaft und Technik nur deshalb nicht gleichwertig im Vordergrund des Interesses, weil sie nicht denselben Wert für das praktische Leben aufweisen kann wie jene. Diese geringere Bewertung ist auch der Grund dafür, dass die Erschliessung verschwundener Sprachen und Schriften nie zusammenhängend dargestellt und deshalb weiteren Kreisen noch kaum bekannt ist. Und doch darf dieses Thema auf das weiteste Interesse der Gebildeten Anspruch erheben und verdient durchaus eine eigene Darstellung. Diese soll in dem vorliegenden Büchlein gegeben werden. Den reichlichen Stoff hoffe ich einigermassen übersichtlich so zu gliedern, dass ich zunächst eingehender die grossen und gewissermaßen klassischen Entzifferungen des alten Orients darstelle, die der ägyptischen Hieroglyphen, der mannigfach verzweigten Keilschrift und der lange Zeit rätselhaften, aber jetzt auch zugänglichen hethitischen Hieroglyphen. Dann sollen in kürzerer Behandlung und loserer Folge einige weitere, nicht uninteressante Entzifferungen ohne Absicht auf Vollständigkeit angeschlossen werden. Darnach erst scheint es angebracht, einige theoretische Erörterungen zur Erschliessung verschollener Schriften und Sprachen folgen zu lassen, wie sie sich aus der vorher geschilderten Praxis bequem ergeben.
Und am Schlusse sei die Darstellung einiger noch nicht entzifferter Schriften angefügt und der Versuch zur Beantwortung der Frage nach dem Grunde gemacht, warum sie noch nicht entziffert sind.