Unger Eckhard. Babylonisches Schrifttum

Deutsches Museum für Buch und Schrift, 1921. — 36 S.Die Entzifferung der ägyptischen Hieroglyphen
war verhältnismäßig leichter als die der Keilschrift.
Ägypten hatte auch am längsten unter
römischer Herrschaft gestanden. Erst 648 n. Chr.
nahmen die Araber davon Besitz. Seit Alexander
dem Großen hatten anfangs Griechen, dann Römer
die Kultur des alten Ägyptens auf sich wirken
lassen. Die monumentale Kunst wurde auch von
den westländischen Herrschern im alten Stile, mit
Hieroglypheninschriften dazu, fortgesebt, auch zweisprachige
Inschriften, die Grundlagen der modernen
Entzifferung, wurden angefertigt. Ja man
brachte in römischer Zeit eine Menge altägyptischer
Denkmäler, wie Obelisken und Sphinxe,
nach Rom und Konstantinopel, wo sie auch später,
als die Verbindung Ägyptens mit Europa durch
die Araber und Turkenherrschafi völlig unterbrochen
war, ein gewisses Bild von der Größe Ägyptens
und seiner Kultur gaben.
Schwieriger mußte eine Entzifferung der Keilschrift
sein, da die Geschichte eine ganz andere
Grundlage hierfür schuf. Die Herrschaft der Griechen
seit dem Eroberungszuge Alexanders war nur von
kurzer Dauer. Schon um 200 muiiten die Diadochen
den Partherkönigen den eigentlichen Kern der altorientalischen
Kultur, Babylonien, preisgeben und
selbst die Römer beschränkten sich auf eine Beherrschung
des Nordens, von Assyrien, die audi
nur recht oberflächlich genannt werden muFß. Von
den Griechen besihen wir noch Keilschrifturkunden,
einige wenige offizielle Inschriften und eine Reihe
von Verträgen und Geschäftstafeln. Die zweisprachigen
Texte beschränken sich auf mehrere
Bruchstücke von Vokabularen, wo babylonische
Worte mit griechischer Ubersefeung gegeben sind.
Noch unter den Parthern, den Arsakidenkönigen,
schrieb man Keilsdchrift. Sie erlosch aber schon
im ersten Jahrhundert v. Chr. und, als die Römer
die Erbschaft im Osten antraten, war die Keilschrift
eine längst vergessene Schrift.