Abel Karl. Einleitung in ein aegyptisch-semitisch-indoeuropaeisches Wurzelwörterbuch

Wilhelm Friedrich, 1886. — 534 S.Eine Schrift wie die vorliegende läuft Gefahr einer doppelten Abneigung
zu begegnen. Nicht nur sind die früheren Versuche ägyptischer
Etymologen, eine Annäherung an Semitische und Indoeuropäische
Etymologie zu vollziehen, von den beiden Gegenständen ihrer verwandtschaftlichenNeigung
ziemlich unbeachtet geblieben: auch das mehrfache
Unternehmen der Semitisten, ihrerseits Fühlung mit den Indogermanisten
zu gewinnen, ist auf reges Misstrauen gestossen, und schliesslich
stets abgelehnt worden. Bunsen, Benfey, Brugsch, Lepsius, Ancessi,
Rossi und andere haben vergeblich theils ägyptisch-semitische,
tlieils ägyptisch - semitisch -indoeuropäische Sprachverwandtschaften
herzustellen gesucht; Meier, Raumer, Fürst brauchen nur genannt zu
werden, um das Schicksal der neueren ebräischen Avancen an die
Arier zu kennzeichnen.
Unter solchen Umständen wäre es unnütz, den nachfolgenden
Blättern eine andere Rechtfertigung mitgeben zu wollen, als sie für sich
selber enthalten möchten. Es sei nur bemerkt, dass der Beweis auf
Grund der ägyptischen Laut- und Stammwandlungslehre angetreten
wird, wie sie in ihren Hauptpunkten in der Dritten Abtheilung dargestellt,
resp. angezogen ist; dass die gleichmässige Anwendung dieser
Laut- und Stammwandlungslehre auf das Ägyptische, Semitische und
Indoeuropäische eine ursprüngliche wesentliche Gemeinsamkeit der
Wurzeln und der Laut-, Stamm- und Sinnbildungsgesetze in den drei
Gruppen ergiebt; und dass die Sondergesetze der drei Gruppen, die
nach der Trennung entstanden, demnach als das Sonderleben derselben
beherrschend, das ursprüngliche Werden des vorher nach gemeinsamen
Gesetzen Gestalteten aber nicht tangirend erkannt werden.